Ruth und ich freuen uns sehr über einen weiteren Artikel in der Fachzeitschrift „Kommunikation & Seminar„! Wir zeigen hier aus zwei Gründen die ursprüngliche Version, die an die Chefredakteurin ging:
1. Jeder der die Zeitschrift in Händen hält, kann so sehen, was ein gutes Lektorat aus dem gelieferten Text so machen kann. Vielen Dank für Ihre Geduld Frau Rachow!
2. Obwohl wir schön über 4,5 Seiten Platz hatten, musste doch so manche Zeile aus Platzgründen herausfallen. Da uns gerade die „Nachmach-Tipps“ so wichtig waren, haben wir hier den vollständigen Artikel eingestellt:
„Vom Mauerblümchen zur Rampensau“ (Full Version)
Rundherum müde Gesichter. Jemand gähnt, dann noch jemand. Das ist ansteckend – besonders im Vortragsraum. Das Phänomen „Beamer an, Hirn aus“ ist spätestens seit dem gleichnamigen Artikel aus Spiegel online von Frank Patalong bekannt. Und die Gehirnforschung bestätigt diesen Effekt: Projektor an und Ihr Gehirn geht in den Schlafmodus. Trotzdem sind die meisten Seminare und Vorträge geradezu Powerpoint „verseucht“ und das dient weder der Aufmerksamkeit noch der Motivation.
Die Warnehmungspsyochologen kennen das Phänomen schon lange. Der Medienwissenschaftler Bernward Wember untersuchte 1976 die schlechte Informationsvermittlung via Fernsehen und erklärte diese mit der Text-Bild-Schere. Laufen Bild und Text parallel, dominiert das Bild, der Text wird überlagert und vergessen. Ähnliche Untersuchungen zur Informationsvermittlung via Präsentation, untersuchte 2004 die University of New South Wales (Australien) unter Johns Sweller. Er fasste die Studienergebnisse drastisch zusammen: „Die Nutzung von Powerpoint-Präsentationen war ein Desaster.“ Er erläutert, wir seien durch Powerpoint schlicht und einfach überfordert. Der Mix aus akustischer und visueller Information, im schlimmsten Fall sogar mit animierten Folien, sei völlig kontraproduktiv.
Die visuellen und akustischen Informationen laufen zudem selten kongruent und wieder schlägt das Bild den Ton bzw. den Text – und schon können wir dem Vortrag nicht mehr folgen.
Das wollten wir auf jeden Fall für unsere Marketing-Seminare und Vorträge anders machen! Möglichst ganz ohne Beamer und PC.
NLP leicht erklärt – mit den richtigen Bodenankern
Ruth: Tanja erzählte mir, dass sie bei NLP-Vorträgen gerne die Bestandteile des Wortes NLP mit drei Gegenständen auf dem Boden ankert. Ich war, zumal ich ja kein Coach bin, erst einmal skeptisch wie das im Vortrag funktionieren sollte …
Tanja: Dabei ist es ganz einfach. Ich lege drei Gegenstände für die Erklärung des Wortes NLP auf den Boden:
Dabei steht das Plastikgehirn für den Wortbestandteil Neuro, das Wörterbuch für Lingua – die Sprache und der zugeklappte Computer symbolisiert das „P“ für Programmieren. Ich beginne mit der Erklärung für „Neuro“ und stelle mich mit den Beinen links und rechts des Gehirns während ich alles Wissenswerte erläutere. Wenn ich mit dem Thema Neuro fertig bin, wandere ich „ganzkörperlich“ zum Wörterbuch und mache dort mit dem Thema Sprache und deren Rolle aus Sicht des NLP weiter. Dann folgt der Rechner und seine Bedeutung. Auf diese Weise kann ich meinen Zuhörern NLP sehr einprägsam erklären.
Die NLP-Repräsentationssysteme mit seinen fünf Sinneskanälen:
Die fünf Sinneskanäle werden im NLP gerne mit VAKOG abgekürzt:
Kanal: | Wofür: |
Visuell | Sehen |
Auditiv | Hören |
Kinästhetisch | Fühlen |
Olfaktorisch | Riechen |
Gustatorisch | Schmecken |
In der Regel werden ein oder zwei Sinneskanäle bevorzugt verwendet.
Hierbei handelt es sich häufig um visuelle und auditive oder kinästhetische und visuelle Repräsentationen. Im NLP nennt man diese Filter auch bevorzugte „Repräsentationssysteme“. Das Repräsentationssystem kann man an den vorherrschenden Signalwörtern oder körperlichen Hinweisen, wie z.B. Augenzugangshinweise erkennen.
Tanja: Ich erkläre auch die verschiedenen NLP-Repräsentationssysteme über unsere Bodenanker. Da in der Regel nur drei Sinneskanäle für eine bessere Kommunikation der Menschen von Bedeutung sind, kann ich hierfür mit den vorhandenen drei Gegenständen arbeiten. Dafür verwandele ich diese ein wenig und schon erhalten sie eine neue Bedeutung – und behalten dabei doch immer den engen Bezug zum NLP: Für den visuellen Kanal setze ich dem Gehirn eine Sonnenbrille auf. Das Wörterbuch steht nun für den auditiven- also sprachlichen Typ – und der Computer repräsentiert nun den kinästetischen Kanal, in dem ich ihn zum Tippen à sprich „fühlbare Tasten“ – aufklappe.
Ruth: Wer Tanja kennt, weiß natürlich, dass es damit noch nicht genug ist. Sie erweckt diese drei Bodenanker zum Leben: Sie stellt sich einfach wieder breitbeining auf einen Bodenanker, und spricht nun aus dieser Rolle die anderen Bodenanker an! So mutiert plötzlich das Plastikgehirn mit Sonnenbrille zum Chef (ein visueller Typ) der seiner Sekretärin eine Aufgabe delegiert.
Während der Chef schnell die Aufgabe formuliert und schon wieder die Tür hinter sich zuzieht, formuliert die Sekretärin (eine Kinästhetin – dargestellt durch den Computer) noch eine für sich „gut anfühlende“ Antwort, die den Chef an ihre Zeitnot erinnern soll.
Währenddessen wird der Chef, also das Plastikgehirn mit Sonnenbrille, von seinem Assistenten genervt. Die auditive Labertasche, veranschaulicht durch das Wörterbuch, will und will einfach nicht zum Punkt kommen.
Tanja springt zwischen den Bodenankern hin und her und inszeniert ein Theaterstück der unterschiedlichen Repräsentationstypen. So zeigt sie eindringlich, was die verschiedenen Repräsentationskanäle ganz konkret für den Alltag bedeuten können und warum die Kommunikation untereinander nicht immer so einfach ist …
Die Bild-Ton Schere geht bei dieser Art des Vortrages gar nicht erst auf. Außerdem präsentiert Tanja so, dass die visuellen und auditiven Zuhörer sehen und hören können – und die Kinästheten können nachspüren und die einzelnen „Darsteller“ später sogar anfassen (was sie im übrigen auch stets tun).
Tanja: Ehrlich gesagt war mir schon etwas mulmig zumute, als ich zum ersten Mal auf diese Weise einem Bereichsleiterteam eines Bankenverbandes NLP so präsentierte. Doch nachdem die Damen und Herren die erste Überraschung überwunden hatten, fanden sie tatsächlich Spaß an der Vortragsart und schon in der Mittagspause war zu merken: Sie haben genau verstanden, was ich ihnen inhaltlich vermitteln wollte. Mit diesen Ideen im Kopf und guten Erfahrungen in der Hinterhand begannen wir dann gemeinsam, auch das geplante Marketingseminar für „Coach, your Marketing“ von der (Präsentations)Wand auf den Boden zu verlagern.
Ruth: Nachdem ich das erste Mal diesen NLP-Vortrag dann von Tanja gehört (und gesehen und gefühlt) hatte, schwand meine Skepsis und ich Marketeer dachte bei dem Wort Bodenanker auch nicht mehr nur an Fischtrawler.
Als wir ausprobierten, wie das für unsere Marketing-Coaching-Inhalte funktionieren konnte, begann ich irgendwann auch damit zu arbeiten und mich in die Felder „reinzustellen“ statt nur darauf zu zeigen.
Die Entwicklung unseres Grids für Seminare und Vorträge
Nachdem wir einige Marketing-Coachings durchgeführt hatten wurden uns zwei Dinge klar:
1. Es war uns, und auch für die Entwicklung der Coaches wichtig, dass das Marketing zu ihnen passen musste – und nicht nur zum Klienten. Das ewige „finde eine gute Zielgruppe und richte Dich daran aus“ war längst nicht immer von Erfolg gekrönt und führte oft lediglich zu kurzfristigem Erfolg, wenig Spaß an der Arbeit und dann wieder hinein in eine Art „Marketing-Stagnation“.
Wir wollen dafür Sorge tragen, dass die Marketing-Maßnahmen auch zu der Zielgruppe führt, die der Coach auch wirklich haben will. Hier wird dann der zweite Punkt wichtig denn bestimmte Marketing-Maßnahmen passen eben auch nur zu bestimmten Zielgruppen (Beispiel: Mit Twitter erreichen sie keine Zielgruppe 60+).
2. Wir bekamen bald ein Gefühl dafür, dass sich die Coaches durch ihre Maßnahmen und Vorlieben grob in vier Marketing-Kategorien einteilen ließen und wollten diese Einschätzung gerne auch wissenschaftlich bestätigt haben.
Wir wollten das alles genauer wissen. Was also tun? Wir suchten eine Studie zu diesem Thema. Weit gefehlt, auch jenseits der Coaches. Von Authenzität im Marketing keine Spur. Stets war die Betrachtungsweise eine andere, stets war vorausgesetzt, dass sich der Anbietende/das Produkt an der Zielgruppe auszurichten hatte. Das wollten wir nicht in Zweifel stellen, aber es war bei uns eben erst der zweite Schritt – nachdem für den Coach klar ist, wer seine Lieblings-Zielgruppe ist.
Ruth: Manchmal ist man ja auf einem Auge blind, wir waren es gleich auf beiden. Tanja hat einen Marktforscher zu Hause. Ihr Mann war Leiter Methodenentwicklung einer GfK-Tochter und hier das Kürzel ausnahmsweise mal nicht für „Gewaltfreie Kommunikation“ sondern für die „Gesellschaft für Konsumforschung“, einer der größten Marktforschungsunternehmen weltweit.
So entschlossen wir uns, gemeinsam mit Hans-Werner Klein einen Fragebogen speziell für unsere Bedürfnisse zu entwicklen, um zu prüfen, ob die vier Marketing-Kategorien tatsächlich auch in der Praxis standhalten.
Tanja: Mit Hilfe meines Mannes arbeiten wir nun schon über ein Jahr mit unserem Marketing-Typentest, dem „Inventar authentisches Marketing (von uns „I am“ abgekürzt).
Mit Hilfe dieses Typen-Tests haben wir (mittlerweile statistisch relevant) herausgefunden, dass die von uns angedachten Marketing-Kategorien tatsächlich existieren und uns – und den Coaches – wertvolle Informationen für die eigenen Marketing-Strategie liefern können.
Heute erhalten die Teilnehmer unseres „Coach, your Marketing“-Seminars bereits im Vorfeld unseren Marketing-Typentest. Diesen bringen sie ausgefüllt mit und wir werten diesen dann gemeinsam aus. Unsere Teilnehmer erfahren dann, welcher Marketing-Typ sie „stand heute“ sind.
Bodenanker mit Humor – das sind unsere Marketing-Typen:
Das Marketing-Mauerblümchen ist, wenn es um seine Vermarktung als Coach geht, eher zurückhaltend. Es hat meist nur sehr wenige Marketingmittel (manchmal nur eine Visitenkarte und einen rudimentären Internetauftritt) im Einsatz und nutzt diese zudem zögerlich. Es läuft – schlicht und einfach – Gefahr, nicht genug Kunden zu gewinnen.
Der Netzbürger nutzt die Kraft des WordWideWebs für sein Marketing. Er ist viel online, ob bei Facebook oder als Blogger. Im Internet gut vernetzt und aktiv, kann er jenseits des Netzes noch viel mehr Akquisemöglichkeiten entdecken.
Die Koryphäe tritt im optimalen Fall oft als Vortragender und Autor in Erscheinung. Allerdings sieht die Koryphäe oft gar nicht, dass sie bereits Experte auf ihrem Gebiet ist. Denn sie neigt dazu, noch mehr Wissen anzuhäufen und sich nie gut genug zu finden. Dabei muss auch die Koryphäe Geld verdienen!
Die Rampensau ist überall präsent und macht Werbung für sich wo sie steht und geht. Sie kann gar nicht anders, sieht überall Marketing-Chancen und läuft damit Gefahr sich selbst zu überfordern und in Arbeit unterzugehen.
Ruth: Auch hier repräsentieren Gegenstände die einzelnen Marketing-Typen. Für das Marketing-Mauerblümchen steht ein Foto mit wunderschönen Mauerblümchen. Den Netzbürger erkennen Sie an einer Computer-Mouse die ein wenig zur Maus ummodelliert wurde. Die Koryphäe wird mit Tanjas Lieblingsanker – dem Gehirn – symbolisiert und der Rampensau wird ein rosa Plüsch-Schwein zugeordnet.
Tanja: Dazu kommt dann noch eine weitere Dimension. Während bei dem NLP-Vortrag nur eine Linie an Bodenankern zum Einsatz kommt, wird hier noch eine weitere Ebene eingezogen. Auf der X-Achse (von oben nach unten) erklären wir die vier verschiedenen Marketing-Typen, auf der Y-Achse (von links nach rechts) zeigen wir, welche Unterschiedlichen Marketingideen es gibt, je nachdem, ob man als Life- oder Business-Coach unterwegs ist:
Dieses Bild zeigt das noch leere Grid der Bodenanker, bei unserem Marketingvortrag am April 2012 bei der AKADEMIE NEUEKAROLINE von Barbara Kuster in Hamburg.
Nachdem wir die einzelnen Marketing-Typen vorgestellt haben, bitten wir die Teilnehmer aufzustehen, sich in ihr jeweiliges Feld zu bewegen und über ihre bisherigen Marketingmaßnahmen z.B. als Netzbürger, zu berichten.
Das bringt Bewegung in die Runde und die Beweglichkeit nimmt im Seminar von da an jede Minute zu. Nix mit Einschlafen.
Das „aufgestellte Seminar“ in Aktion
Ruth: In der Vorstellungsrunde sollen die Teilnehmer nicht nur zeigen welcher Marketing-Typ sie im Moment sind sondern auch, zu welchem Typen sie sich weiterentwickeln wollen. Natürlich während sie im Grid stehen.
Tanja: Die Arbeit mit diesem großflächigen Bodenanker der Marketing-Typen zieht sich wie ein roter Faden durch unser Seminar. So zeigen wir z.B. für jeden einzelnen Marketing-Typen charakteristische Marketing-Maßnahmen (Visitenkarten, Mailings, Anzeigen, PR, Online-Profile etc.) und befüllen damit die einzelnen Felder.
Ruth: Unsere Teilnehmer lernen nicht nur alle möglichen Werbemittel kennen sondern erkunden, welche davon für sie geeignet sind und wie sie diese am besten einsetzen. Das Wissen darüber bleibt – anders als mit Powerpoint – die ganze Zeit im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar und begreifbar. Das Grid am Boden verleitet immer wieder dazu, hineinzugreifen, zu begutachten, sich selbst zu vergewissern.
Hier ein kleiner Ausschnitt vom ausgefüllte Grid unseres Marketingseminars im Oktober 2011 in Berlin bei Dirk W. Eilert. Wir legen die Werbemittelvielfalt unseren Teilnehmern zu Füßen.
Für uns ist immer wieder verblüffend zu sehen, wie gut und spielerisch die Bodenanker genutzt werden. Weisen wir anfangs noch explizit daraufhin diese mit zu nutzen, ist das spätestens am zweiten Tag ganz selbstverständlich.
Sie erinnern sich an die Einschlaf-Situation wenn der Beamer angeht und die erste Folie erscheint? Manfred Spitzer, der sich als Hirnforscher eingehend mit den Lernvoraussetzungen in Schulen auseinandersetzt, hat interessante Studien durchgeführt. Sein Team maß Schülern während 23 Stunden Herzfrequenz, Blutdruck und Hautwiderstand – Größen, die emotionale Erregtheit abbilden. Das Ergebnis war verblüffend. Die Schüler empfanden großen Schulstress, waren aber rein physiologisch kurz vor dem Tiefschlaf! Eine emotionale Beteiligung fand quasi nicht statt – wie soll da erfolgreich gelehrt und gelernt werden?
Der Neurobiologe Gerhald Hüther schreibt in Bezug auf seine Forschungen rund um das Thema „wie Kinder lernen sollten“: „Lernen muss unter die Haut gehen, sonst passiert nichts im Hirn.“ Warum sollte das nur für Kinder gelten?
Ruth: Eine gute Lernatmosphäre erreichen wir in unseren Seminaren und Vorträgen nicht ausschließlich durch die Arbeit mit den Bodenankern. Wenn Tanja, im Grid stehend, Ihre eigenen Marketing-Entwicklung vom Mauerblümchen zur Rampensau erzählt, nutzt sie selbst die Bodenanker um sich noch mal in die Situation als Mauerblümchen hineinzuversetzen. Diese Geschichte wird dadurch noch eindringlicher und verständlicher. Sie (be)wirkt deswegen weit mehr als eine „beliebige“ Best-Pracitice-Geschichte weil sie emotional ist (schließlich ist auch unsere Freundschaft und gemeinschaftliche Arbeit so entstanden) und authentisch.
Wir nutzen an dieser Stelle die Kraft des „Storytelling“, des „Geschichten-erzählens“. Nicht nur in der Wissensvermittlung, auch im Bereich Wissenschaftskommunikation, Marketing und Verkauf wird diese Methode seit Jahrzehnten (eigentlich seit 1001 Nacht) eingesetzt. Wer sich dafür interessiert und auch mit Unternehmen arbeitet, dem empfehlen wir die Publikationen von Art Kleiner und George Roth (Massachusetts Institute of Technology, MIT). Sie forschen u.a. zur „Story-Telling-Methode“ bei Change-Prozessen in Unternehmen.
Nutzen Sie Ihr Coaching-Know How jetzt mal für Ihr Marketing!
Ein entscheidene Komponente des Seminars ist es, dass Marketing nichts mit „sich verkaufen“ zu tun hat: Authentisches Marketing ist „Wohlfühl-Marketing“. Immer heißt es, der Köder muss dem Fisch schmecken statt dem Angler. Da ist auch viel wahres dran – aber das funktioniert nur, wenn der Angler überhaupt angeln mag und überhaupt einen Köder benutzt.
Weniger bildlich gesprochen: Natürlich muss das Coaching-Angebot zum Kunden passen und so verlockend sein, dass er Kontakt zu Ihnen aufnimmt. Aber dafür müssen sie erstmal an sinnvoller Stelle verkünden, dass sie und ihre Dienstleistung überhaupt da sind. Wenn wir im Seminar gleich am Anfang verkünden, dass der Coach selbst das Produkt ist, ertönt oft ein vielstimmiges Seufzen.
Tanja: Gerade dieser Punkt, der das sich selbst nach außen darstellen beinhaltet, bereitet vielen Coaches Kopfzerbrechen. Denn wir sind per se nicht die geborenen Selbstvermarkter… Und das liegt in erster Linie nicht an mangelndem Marketing-Wissen sondern daran, dass wir überhaupt kein Marketing machen wollen. Es sind oft hindernde Glaubenssätzen, die sich auf dem Weg zu einem vollen Auftragsbuch als Stolpersteine erweisen.
Ruth: Wir arbeiten im Seminar ganz konkret an diesen Punkten – wer könnte es besser als Coaches? Sie haben alle Tools in der Tasche, um vorhandene Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die typischen Marketing-Denkfehler (sehr beliebt: „Das Universum wird mir schon die Kunden schicken die ich verdiene“ oder „Marketing darf nichts kosten.“) werden aufgedeckt. Zudem kann man Coaching-Methoden (von Aufstellungen bis wingwave) auch nutzen um z.B. die richtigen Marketing-Entscheidungen zu treffen (z.B. „welchen Stundensatz nehme ich?“). Wir ermuntern die Coachs ihre Kenntnisse auch mal für sich zu nutzen – und das ist für viele ein Durchbruch!
In Windeseile, machmal über Nacht zwischen den Seminartagen, werden entscheidende Schritte auf dem Weg zu einem erfolgreichen Marketing gemacht die sonst in Jahren nicht bewältigt wurden. Und plötzlich, wenn z.B. so ein Satz wie „Ich bin als Coach nicht gut genug.“ bearbeitet worden ist, tun sich ganz neue Entwicklungschancen und Möglichkeiten auf.
Bewegung nicht nur in den Köpfen: Vom Marketing-Mauerblümchen bis zur Rampensau
Ein Beispiel aus unserem Seminar 2011 in der Schweiz: Eine unserer Teilnehmerinnen war zu Beginn des Seminars ein Marketing-Mauerblümchen. Nach zwei Tagen und intensiver Arbeit verkündete sie in der Feedbackrunde, sie sei jetzt eine Rampensau. Wie kam es dazu?
Durch ein intensives Coaching mit der Kurzzeit-Coachingmethode wingwave an ihren undienlichen Glaubenssätzen wurden Ängste und leidvolle der Vergangenheit bearbeitet. Als diese Blockaden gelöst waren, wurde Marketing plötzlich zu einem freudvollen Thema – das Strahlen in den Augen werden wir so schnell nicht vergessen.
In der letzten Feedbackrunde stand diese Teilnehmerin, es war übrigens die wingwave-Ausbilderin Gerda Ehrlich aus der Schweiz, unaufgefordert auf: Stellte sich auf das Marketing-Mauerblümchen-Feld und sagte „hier bin ich schon nicht mehr“ und überschritt energisch die Felder von Netzbürger und Koryphäe. Mit breitem Grinsen stellte sie sich ins Rampensau-Feld und verkündete: „Hier fühle ich mich jetzt wohl!“
Mit der tatsächlichen Bewegung der Teilnehmerin von einem Feld zum anderen wird nicht nur mündlich verkündet das jetzt etwas anders ist sondern es erfolgt auch ein tatsächlicher Transfer. Der andere Standpunkt wird körperlich tatsächlich eingenommen und gefühlt. Der Körper erkennt in 3 D was die Veränderung ausmacht, dieser Wandel wird mit Leib und Seele gespürt – wie Sie es aus den systemischen Aufstellungen kennen.
In einer Rede mit dem Titel „Gestalttherapie und Aufstellungsarbeit, (k)ein Widerspruch“ (Österreichichen Forum für Systemaustellungen, 2008) sagte Jack Finder: „Was mir beim ersten Kontakt mit der Gestalttherapie bereits so unter die Haut gegangen war, war das phänomenologische Vorgehen, die Orientierung an der gegenwärtigen Wahrnehmung: Was sehe, höre, spüre, tue ich jetzt gerade?
Und so sieht das Ex-Marketing-Mauerblümchen – aus dem festen Stand im Feld der Rampensau heraus – um sich herum nur noch Marketing-Chancen und spürt leibhaftig, wie sich die Wahrnehmung der Person, der Außendarstellung und Vermarktung verändert.
Hier im Bild sehen Sie noch ein weiteres Beispiel dafür, wie eine Entwicklung aussehen kann. Bei unserem Seminarteilnehmer Dennis Potrek sind die Hände noch bei der „Mouse“ (für den Netzbürger) während er bereits bei der Marketing-Rampensau Fuß fasst:
Es ist wirklich extrem spannend zu beobachten was die Körper-Arbeit im Grid bewirkt und macht sowohl Teilnehmern als auch uns Trainern sehr viel Spaß. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich bei fast allen Teilnehmern tiefgreifende Veränderungen ergeben – oft nicht nur für ihr Marketing.
Tanja: Diese Präsentationsart hat für Ihre Zuhörer und Sie mehrere Vorteile, hier die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:
– Ihre Zuhörer bleiben wach und folgen Ihnen mit Aufmerksamkeit.
– Das Licht kann im Raum die ganze Zeit angenehm hell sein.
– Es kann eine echte Veränderung des Zuhörers beim Mitmachen innerhalb der Aufstellung geschehen und beobachtet werden.
– Sie können damit glänzen, dass Sie Ihre Teilnehmer auf dem neuesten Stand der Gehirnforschung trainieren.
Ruth: Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass dieses Format ein paar Nachteile hat:
– Sie müssen sich im Vorfeld noch etwas mehr Gedanken machen, wie Sie das Thema wirklich logisch und knackig vorstellen können.
– Sie haben zusätzlichen Aufwand für das Handout, da sich dieses ja nicht aus den Folien automatisch generiert.
– Sie müssen den Vortragsinhalt gut drauf haben, da Sie hier maximal eine Karteikarte als Hilfe nutzen können.
Tanja: Jetzt ist es an Ihnen – haben Sie Lust darauf, es mal auszuprobieren? Damit es leichter gelingt, noch ein paar Tipps:
Tipps zum Nachmachen:
- Packen Sie die Themen Ihres Vortrags bzw. Seminares in eine schlüssige Agenda.
- Finden Sie die passenden Eckpunkte bzw. gemeinsamen Nenner, über die sich der Inhalt darstellen lässt.
- Seien Sie kreativ und denken Sie sich für jeden Eckpunkt einen passenden – und gerne auch humorvollen – Bodenanker aus.
- Überlegen Sie sich einen dramaturgischen Ablauf für die Aufstellung. Sollen schon die Inhalte am Boden liegen, wenn die Teilnehmer den Raum betreten oder platzieren Sie die passenden Bodenanker später?
- Wie können Sie die Teilnehmer in diese Bodenanker-Aufstellung einbinden? à Entwickeln Sie Ihr Konzept zum „Mit-Mach-Vortrag“.
- Wie können Sie passend zum Vortrag die wesentlichen Inhalte in ein Handout integrieren?
- Organisatorischer Tipp: Stellen Sie vor Ihrem Vortrag sicher, dass im Seminarraum genügend Platz für Ihr Format vorhanden ist und jeder Teilnehmer Sie auch sehen kann.
- Fragen Sie vorher den Veranstalter vorsichtig, ob es für ihn in Ordnung ist, wenn Sie – wie wir – den Boden mit Klebeband abkleben wollen um z.B. ein Muster oder ein Grid zu erzeugen. Tipp: Es gibt wirklich rückstandlos entfernbares Klebeband in allen möglichen Farben!
- Lassen Sie sich von der anfänglichen Skepsis nicht verunsichern. Spätestens nach wenigen Minuten werden Sie sehen, dass alle Teilnehmer aktiv dabei sind und im Nachgang sicherlich zugeben, dass ihnen Ihr Vortrag so lieber war als mit Powerpoint.
Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser Vortrag sowohl für Redner also auch für Zuhörer besser geeignet ist als eine noch so schöne Powerpoint-Präsentation. Die Idee Bodenanker in einem Vortrag, bei einem Seminar oder Training zu nutzen, lädt dazu ein kreativ zu werden. So haben wir in der letzten Woche erstmalig mit einer Tankstelle als Bodenanker gearbeitet und Autos von dort zum Ziel geschoben…
Sie finden sicherlich etwas, dass auch für Sie funktionieren könnte. Probieren Sie es im kleinen Rahmen aus und lassen Sie uns wissen, wie es ankam – wir freuen uns auf Post oder Reaktionen. Wer mehr über uns und authentisches Marketing für Coaches wissen möchte findet es in unserem (www.coachYourMarketing.de). Das nächste „Coach, your Marketing“-Seminar findet vom 11.-12.08.2012 in Stein am Rhein (Schweiz) statt. Im Herbst zur Frankfurter Buchmesse erscheint dann auch unser Buch „Coach, your Marketing!“.